DIE AGV IM DIALOG –

MIT DAVID WINTELER UND ANDRÉ MEIER

Die AGV erlebte 2024 einen Wechsel an der Führungsspitze: David Winteler, neu als Verwaltungsratspräsident im Amt, und André Meier, der neue Vorsitzende der Geschäftsleitung, haben frischen Wind in das Unternehmen gebracht. Im Interview erzählen sie über die Herausforderungen und Erfolge des Berichtsjahres und ihre Visionen für die Zukunft.

Lieber David Winteler, lieber André Meier: Wie ist es Ihnen in Ihrem ersten Amtsjahr ergangen?

David Winteler (DW): Es war eine sehr intensive Zeit. Mir wurde schnell klar, dass es einen grossen Unterschied zwischen dem Alltag als Verwaltungsratsmitglied und dem des Präsidenten gibt. Ich bin dankbar, dass André und ich uns intensiv austauschen und so gut verstehen.


André Meier (AM): Unsere Aufgaben sind sehr vielseitig, und wir stehen in direktem Kontakt mit vielen wichtigen Akteurinnen und Akteuren. Besonders beeindruckt mich, wie entscheidungsfreudig der Verwaltungsrat vorgeht. Die Diskussionen sind offen und transparent, was es uns in der Geschäftsleitung erleichtert, die Beschlüsse schnell umzusetzen. Ich konnte meinen Wirkungskreis aktiv mitgestalten und viel in die Wege leiten. 

Die AGV verfolgt eine ambitionierte Strategie mit Fokus auf Kundennähe, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Wertschätzung. Was treibt Sie an, diesen Anspruch zu verfolgen?

DW: Wir sind uns bewusst, dass eine Immobilie für die meisten Menschen weit mehr ist als nur ein Dach über dem Kopf. Auch deshalb arbeiten wir als öffentlich-rechtliche Versicherung mit besonderem Engagement: Wir wollen das Vermögen unserer Kundinnen und Kunden umfassend schützen – nicht nur vertraglich, sondern auch durch echte Nähe und gegenseitiges Vertrauen. Dafür setzen wir auf die Kompetenzen unserer Mitarbeitenden.


AM: In einer sich wandelnden Versicherungslandschaft ist unsere langjährige Stabilität ein grosser Vorteil – für uns als Unternehmen, für den Kanton Aargau und vor allem für unsere Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig müssen wir unseren Blick noch stärker auf die sich ändernden Bedürfnisse der Versicherten richten. 

Die neue strategische Ausrichtung bedeutet auch, zuzuhören und aus Rückmeldungen zu lernen. Mit marktgerechten Produkten und einem hohen Mass an Kundenorientierung wollen wir für unsere Versicherten da sein. 

Angenommen, Sie würden eine Schlagzeile für einen Zeitungsartikel über die AGV entwerfen – wie würde sie lauten?

DW: «Ein gutes Jahr für die AGV – 50 Prozent Prämienreduktion für Hausbesitzer». Diese Überschrift würde ich gern in der Zeitung lesen. Sie zeigt, dass wir den Hausbesitzerinnen und -besitzern finanziell entgegenkommen und auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken können. Gleichzeitig ist mir wichtig, dass im Artikel mehr als nur die Prämienreduktion erwähnt wird. Unsere Leistungen im Bereich Intervention und Prävention sind ebenso bedeutsam und sollten nicht untergehen.


AM: Das sehe ich auch so. Leider wird die AGV hauptsächlich durch die jährliche Prämienrechnung wahrgenommen, dabei leisten wir deutlich mehr. Durch unseren Vorsatz, transparenter zu kommunizieren, wurden wir 2024 verstärkt durch die Presse wahrgenommen. Dies zeigen die vielen positiven Presseberichte, die wir im Berichtsjahr hatten. Sie machen sichtbar, dass die AGV eine Institution ist, die Verantwortung übernimmt. Ich würde mir wünschen, dass dieser Aspekt mehr zum Ausdruck kommt.

André Meier, was war Ihr persönliches Highlight im Berichtjahr?

AM: Für mich gab es zwei besondere Highlights. Der erste war der 4. Januar – mein erster Arbeitstag. Ich konnte endlich loslegen und wurde sehr herzlich empfangen, was mir den Einstieg enorm erleichtert hat.

Das zweite Highlight war der 12. Juni. An diesem Tag haben wir vor der gesamten Belegschaft unsere neue strategische Ausrichtung präsentiert. Es war ein Moment des gemeinsamen Nachdenkens, des Abgleichens von Vorstellungen und des Mitdenkens. Die positiven Rückmeldungen haben mich tief beeindruckt. Immer wieder fielen Begriffe wie «Aufbruch» und «Zusammen zu Neuem», was mich besonders gefreut hat.

David Winteler, wie war Ihrer Meinung nach die Performance der AGV im Jahr 2024?

DW: Einerseits haben wir von einem starken Anlagejahr profitiert, in dem wir zeitweise Renditen von fast neun Prozent erzielten. Gleichzeitig war das Schadenjahr unterdurchschnittlich. Mit unserer strategischen Ausrichtung haben wir nun einen klaren Kurs, den wir Schritt für Schritt verfolgen. Natürlich können wir nicht alles beeinflussen – zum Beispiel das Wetter oder die Börse. Aber bei den Bereichen, die in unserer Verantwortung liegen – wie Prozesse, Verwaltungskosten oder offene Schätzungen – waren wir gut aufgestellt. Insgesamt bin ich sehr zufrieden: Das Jahr lief so gut, dass wir diese Erfolge auch mit unserer Kundschaft teilen können.

Die drei neuen Unternehmenswerte lauten «Wertschätzung», «Transparenz» und «Neugier». Was bedeutet Wertschätzung für Sie?

AM: Für mich bedeutet Wertschätzung, die gemeinsame Zeit bei der AGV sinnvoll zu nutzen, um echten Mehrwert zu schaffen. Das gelingt, wenn wir die Stärken jedes Einzelnen erkennen und fördern. So möchte ich Wertschätzung im AGV-Alltag leben: Gemeinsam Ergebnisse erzielen, die grösser sind als die Summe unserer Einzelleistungen.

Der moderne Arbeitsalltag birgt allerdings neue Herausforderungen. Homeoffice hat viel Gutes gebracht, verändert aber auch die Dynamik der Zusammenarbeit vor Ort. Wenn alle nur für sich arbeiten, obwohl sie im Büro sind, bleibt viel Potenzial ungenutzt. Ich wünsche mir, dass wir diese gemeinsame Zeit im Büro bewusst für echten Austausch nutzen. So schaffen wir als Unternehmen ein Ergebnis, das allen zugutekommt – auch unseren Kundinnen und Kunden.


DW: Absolut. Ich bin überzeugt, dass unsere Kundschaft merkt, ob Mitarbeitende hinter dem stehen, was sie tun. Engagement und Wertschätzung sind entscheidend für eine gute Kundenerfahrung. Wenn unsere Mitarbeitenden von ihrer Arbeit überzeugt sind, überträgt sich das auch auf die Kundinnen und Kunden.

Die neue Strategie der AGV betont digitalisiertes Arbeiten, unter anderem durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Dreht sich der Alltag immer schneller?

AM: Wenn der Eindruck entsteht, es ginge nur darum, «schneller» und «digitaler» zu arbeiten, ist das nicht unsere eigentliche Botschaft. Wir konzentrieren uns auf Effizienzsteigerung und möchten sowohl unsere Mitarbeitenden als auch unsere Kundschaft administrativ entlasten. So können wir unsere Kompetenzen dort einsetzen, wo sie wirklich gefragt sind – in den Kernbereichen Prävention, Intervention und Versicherung. Dafür nehmen wir unsere Prozesse genau unter die Lupe, hinterfragen sie und gestalten sie so, dass sie schlank und zielführend sind. Erst danach prüfen wir, was wir automatisieren oder digitalisieren können.


DW: Genau darin liegt der Schlüssel: Die freigewordene Zeit sinnvoll zu nutzen. Die AGV ist ein «Haus vieler Berufe» – hier arbeiten Fachexpertinnen und -experten. Aktuell testen wir zum Beispiel, ob ein lernendes System uns bei Revisionsschätzungen unterstützen kann. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Ziel ist es, manche Aufgaben durch KI zu automatisieren und unsere Kapazitäten so auf wirklich wertschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren – wie zum Beispiel den persönlichen Kundenkontakt. Besonders wichtig ist mir, dass wir neben technologischen Fortschritten weiterhin auf die «natürliche Intelligenz» unserer Mitarbeitenden setzen. Beides zusammen – Innovation und Menschlichkeit – bringt uns weiter.

Mit welchen Herausforderungen sieht sich die AGV auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert?

DW: Die erste Wahrnehmung eines Unternehmens läuft heute oft über Social Media oder die Website – das sind unsere digitalen Aushängeschilder. Deshalb müssen wir uns dort noch stärker als attraktive Arbeitgeberin präsentieren, zum Beispiel durch gezieltes Employer Branding. Ein professioneller Auftritt ist entscheidend, weil die kommenden Generationen andere Erwartungen und Ansprüche mitbringen. Wir müssen uns als modernes Unternehmen weiterentwickeln und dies auch nach aussen zeigen – neben all den anderen Herausforderungen, die auf uns zukommen.


AM: Für mich sind mehrere Punkte zentral: Wir müssen uns durch die hohe Qualität unserer Kernaufgaben profilieren und gleichzeitig zeigen, dass wir ein veränderungsbereites Unternehmen sind, das genau weiss, was es tut. Unsere Mitarbeitenden spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie sind die besten Botschafterinnen und Botschafter. Wenn wir intern Wertschätzung leben und gemeinsam erfolgreich sind, wirkt das auch nach aussen. Diese Haltung macht uns nicht nur als Arbeitgeberin, sondern insgesamt als Unternehmen attraktiv.

Wenn Sie ein Gebäude wären – welches und warum?

DW: Ich sehe mich eher als charmantes Landhaus – traditionell, zuverlässig, aber mit einem frischen Innenleben und neuester Haustechnik.

AM: Spannende Frage! Ich wäre gerne ein modernes Hochhaus – stabil, gut vernetzt und mit Blick in die Zukunft.

Neues Format für mehr Austausch

«Die AGV im Dialog» ist ein 2024 entstandenes Format, das den Austausch zwischen Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung fördert. Statt eines rein informativen «Top-Down»-Ansatzes steht der Dialog im Mittelpunkt. Die Geschäftsleitung teilt aktuelle Themen und Entwicklungen, bietet jedoch gleichzeitig Raum für Fragen, Diskussionen und Anregungen. Mitarbeitende können ihre Sichtweisen und Ideen aktiv einbringen. «Die AGV im Dialog» findet regelmässig statt und dauert in der Regel zwei Stunden.