Aussergewöhnliche Wetterereignisse und bedeutende Schadenfälle auf der einen Seite – stabile Kennzahlen und beeindruckende Leistungen bei offenen Schätzungen auf der anderen: Die Abteilung Gebäudeversicherung konnte 2024 ihre Herausforderungen souverän meistern.
Das Jahr 2024 begann aus meteorologischer Sicht turbulent. Das über Dänemark aktive Sturmtief «Henk» war auch in der Schweiz mit starken Winden und örtlichen Orkanböen mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde zu spüren. Dieses Wetterphänomen führte im Kanton Aargau allerdings nicht zu versicherten Schäden.
Der April wurde seinem Ruf mehr als gerecht: «April, April, der macht, was er will!» So herrschten im ersten Drittel des Monats fast sommerliche Temperaturen, nachdem sich dann der Winter mit einer weissen Pracht zurückmeldete. Dabei verzeichnete die AGV nur vereinzelte Schneedruckschäden.
Ab Mai und während des gesamten Sommers sorgten Tiefdruckgebiete immer wieder für starken Regen, was zu diversen Schäden wie kleineren Überschwemmungen beziehungsweise gestautem Oberflächenabfluss sowie Rückstauschäden aus der Kanalisation führte. Am 1. September überzog ein heftiges Gewitter die Schweiz. Das führte im Aargau zu 632 Schäden mit einer Gesamtschadensumme von CHF 4.7 Mio., was das grösste Elementarereignis im Berichtsjahr darstellt.
Ein prägender Vorfall war die Explosion am 13. Juni in einer Tiefgarage in Nussbaumen. Das Unglück forderte zwei Todesopfer, elf Personen erlitten Rauchvergiftungen, und etwa 100 Personen mussten evakuiert werden. Umliegende Gebäude wurden erheblich beschädigt, und der geschätzte Schadenaufwand beläuft sich auf über CHF 3.5 Mio. Damit handelt es sich um den grössten Feuerschaden im Berichtsjahr.
Schätzungspendenzen wieder auf normalem Niveau
Die 2023 gegründete Taskforce zur Reduktion offener Schätzungen entfaltete 2024 ihre volle Wirkung. Trotz monatlich rund 500 neu hinzukommender Fälle konnte die Zahl der offenen Schätzungen bis Ende des Berichtsjahres auf etwa 4100 reduziert werden. Insgesamt wurden 10’200 Gebäude geschätzt, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese grossartige Leistung ist den engagierten Mitarbeitenden der AGV zu verdanken.
Feuer- und Elementarversicherung
Kennzahlen der gemeldeten Fälle der Feuer- und Elementarschadenversicherung
- Der Versicherungswert aller bei der AGV versicherten Gebäude stieg um 7.5 Prozent auf CHF 272.3 Mrd. (2023: CHF 253.3 Mrd.).
- Die Anzahl versicherter Gebäude erhöhte sich per Ende 2024 insgesamt um 0.3 Prozent auf 236’713 (2023: 235’924).
- Die Nettoprämieneinnahmen betrugen CHF 98.7 Mio. (2023: CHF 92.0 Mio.). Die höheren Einnahmen sind im Einklang mit dem Anstieg des gesamten Versicherungswerts. Der Index* ist im Berichtsjahr um 5.5 Prozent (2023: 6.6 %) gestiegen. Der Anstieg ist massgeblich auf die gestiegenen Preise im Bauhaupt- und -nebengewerbe, insbesondere der Baumaterialien zurückzuführen. Die Teuerung hat sich in der Zwischenzeit abgeschwächt, was sich auch auf den Index niederschlägt; dieser zeigt einen klaren Abwärtstrend.
- Im Berichtsjahr wurden insgesamt 10’200 Gebäude geschätzt (2023: 8’500).
- Die Prämiensätze für die Feuer- und Elementarschadenversicherung blieben unverändert. Im Durchschnitt betragen sie inklusive eidgenössischer Stempelabgabe sowie Abgaben für Intervention und Prävention CHF 0.455 pro CHF 1’000.00 Versicherungswert (2023: CHF 0.455).
- Insgesamt wurden der AGV im Berichtsjahr 3’571 Feuer- und Elementarschäden (2023: 6’759) gemeldet. Die Schadensumme betrug CHF 43.9 Mio. (2023: CHF 45.3 Mio.).
* Die AGV stützt sich dabei auf den Zürcher Index der Wohnbaupreise
Jährliche Entwicklung von Anzahl Gebäude in Gegenüberstellung zum Versicherungswert

Bauzeitversicherung: Rückgang bei Anmeldungen, Anstieg beim Versicherungswert
Die Zahl der Anmeldungen für die Bauzeitversicherung ging auf 3’126 zurück (2023: 3’273). Die Reduktion beträgt rund 4.5 Prozent (2023: -12.7 %). Bei den Wohnbauten haben sich die Anmeldungen für Neubauten auf 792 erhöht (2023: 621) und bei den Umbauten ist ein Rückgang auf 1’201 feststellbar (2023: 1’454). In der Kategorie übrige Bauten sind sowohl die Anmeldungen für Neubauten mit 771 (2023: 791) als auch bei den Umbauten mit 362 (2023: 408) zurückgegangen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Versicherungswert auf CHF 3.68 Mrd. (2023: CHF 3.41 Mrd.), was einer Zunahme von 7.7 Prozent entspricht (2023: –7.2 %).
Bei den neuen Wohnbauten erhöhte sich der Versicherungswert um CHF 436.5 Mio. beziehungsweise um 33.6 Prozent (2023: CHF 60.9 Mio. beziehungsweise 4.9 %). Eine erneute Reduktion ist beim Versicherungswert in der Kategorie übrige Bauten (Neubau) um CHF 39.5 Mio. beziehungsweise 4.2 Prozent (2023: CHF 252.3 Mio. beziehungsweise 23.1 %) zu verzeichnen.
Bei den Umbauten in der Kategorie Wohnbauten verzeichnete die AGV einen leichten Rückgang um CHF 5.4 Mio. beziehungsweise 1 Prozent (2023: CHF +100.2 Mio. beziehungsweise +21.8 %) und in der Kategorie übrige Bauten eine Reduktion des Versicherungswerts um CHF 127.1 Mio. beziehungsweise –20.5 Prozent (2023: CHF 190.4 Mio. beziehungsweise –23.5 %).
Anzahl Bauzeitversicherungen

Versicherungswerte der Bauzeitversicherungen (in CHF)

Feuerschäden: Weniger Fälle, höhere Schadensumme
Insgesamt wurden der AGV 824 Feuerschäden gemeldet (2023: 854). Die Zahl der Feuerschäden reduzierte sich um 3.5 Prozent (2023: +3.6 Prozent). Die Schadensumme betrug CHF 30.3 Mio. (2023: CHF 18.31 Mio.). Die Erhöhung geht auf eine Verdoppelung der 20 grössten Brandschäden von CHF 18. Mio. (2023: CHF 9.6 Mio.) zurück. Der sinkende Trend der Jahresschadenzahlen geht weiter, obschon im Berichtsjahr eine überdurchschnittliche Steigerung feststellbar ist.
Die 20 grössten Brandfälle 2024 machten rund 61.3 Prozent der gesamten Feuerschadensumme aus (2023: 53.6 %). Im Berichtsjahr sind es 55 Fälle (2023: 40), die eine Schadensumme von CHF 100’000 und höher aufweisen.
Die gesamte Schadenbelastung durch Feuerschäden betrug im Berichtsjahr CHF 0.111 pro CHF 1’000.00 Versicherungswert (2023: CHF 0.072). Damit liegt sie knapp unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre von CHF 0.112 pro CHF 1’000.00 Versicherungswert.
Schadensummen Feuerschäden

Jahresschadensummen Feuerschäden 1985–2024 (in CHF)

Blitzschäden: Weniger Fälle, geringere Schadensumme
Im Jahr 2024 wurden der AGV insgesamt 270 Blitzschäden gemeldet, was einen Rückgang gegenüber den 374 Fällen des Vorjahres darstellt. Auch die Schadensumme sank auf CHF 0.96 Mio. (2023: CHF 1.72 Mio.). Wie gewohnt hatten indirekte Blitzschläge ein deutliches Übergewicht. Bei indirekten Einschlägen, bei denen Blitze in eine Stromleitung ausserhalb des Gebäudes einschlagen und Überspannungsschäden an elektrischen Geräten verursachen, wurden 256 Fälle mit einer Schadensumme von CHF 0.874 Mio. verzeichnet (2023: 349 Fälle mit CHF 1.257 Mio.). Direkte Blitzeinschläge, die unmittelbar das Gebäude treffen, waren seltener. Es gab 14 Fälle mit einer Schadensumme von CHF 0.087 Mio. (2023: 25 Fälle mit CHF 0.466 Mio.).
Brände durch Elektrizität: Anhaltender Anstieg
Elektrizität bleibt auch im Jahr 2024 die zweithäufigste Brandursache. Die Tendenz zeigt weiterhin einen Anstieg von Bränden, die durch Elektroinstallationen und -geräte ausgelöst werden. Rund 27 Prozent der Brandschäden sind auf fehlerhaften Umgang mit Elektrizität zurückzuführen (2023: 24 %), was 31.4 Prozent der gesamten Feuerschadensumme ausmacht (2023: 27 %). In Zahlen entspricht dies 222 Schadenfällen (2023: 202) mit einer Schadensumme von CHF 9.53 Mio. (2023: CHF 4.86 Mio.).
Brände mit ungeklärter Ursache: Höhere Zahlen, steigende Schadenssumme
Die Zahl der Brände mit ungeklärter Ursache stieg im Berichtsjahr auf 66 Fälle (2023: 49). Auch die Schadenssumme dieser Brände erhöhte sich und macht mit CHF 9.05 Mio. rund 29.8 Prozent der gesamten Feuerschadensumme aus (2023: CHF 4.89 Mio., 27 %).
Elementarschäden: Weniger Schäden, geringere Belastung
Das Berichtsjahr begann zwar turbulent, aber ohne grösseren Einfluss auf die Schadenbelastung. Der Frühling zeigte sich ab der zweiten Hälfte bis tief in den Sommer immer wieder von der nassen Seite. Diverse Sturmtiefs sorgten regelmässig für starken, anhaltenden Regen begleitet von Winden mit zeitweise starken Böen, die zu Gebäudeschäden führten. Der Kanton Aargau blieb im Berichtsjahr allerdings von grösseren Schadenereignissen verschont, was zu einer unterdurchschnittlichen Schadenbelastung führte. Insgesamt wurden der AGV im Berichtsjahr 2’747 Elementarschäden (2023: 5’904) gemeldet. Die Schadensumme betrug rund CHF 13.6 Mio. (2023: CHF 27.0 Mio.). Die Belastung bei den Elementarschäden betrug im Berichtsjahr CHF 0.047 pro CHF 1’000.00 Versicherungswert (2023: CHF 0.100). Der Durchschnitt der letzten 20 Jahre beträgt CHF 0.144 pro CHF 1’000 Versicherungswert.
Schadensummen Elementarschäden

Jahresschadensummen Elementarschäden 1985 - 2024 (in CHF)

Örtliche Verteilung der Elementarschäden im Kanton Aargau
Diese Übersicht dient der Ereignisanalyse. Weitervergabe, Veröffentlichung oder gewerbliche Nutzung ist ausgeschlossen.
Gebäudewasserversicherung
Kennzahlen Gebäudewasserversicherung
- Die Zahl der versicherten Gebäude reduzierte sich um 1’056 auf 112’429 (2023: 113’485).
- Der Versicherungswert erhöhte sich um 5.7 Prozent auf CHF 116.8 Mrd. (2023: CHF 110.5 Mrd.).
- Die Nettoprämieneinnahmen betrugen CHF 31.4 Mio. (2023: CHF 30.2 Mio.).
- Der Prämiensatz reduzierte sich leicht auf CHF 0.282 pro CHF 1’000.00 Versicherungswert (2023: CHF 0.286).
- Insgesamt wurden der AGV im Berichtsjahr 7‘474 Gebäudewasserschäden gemeldet (2023: 6’763). Die Zahl der gemeldeten Fälle erhöhte sich um 10.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Schadensumme betrug CHF 39.14 Mio. (2023: CHF 32.99 Mio.).
- Die Zahl der Zusatzversicherungen Aqua Plus verzeichnete eine leichte Abnahme um 200 (2023: +447). Im Berichtsjahr verfügten 86’241 Gebäude über die Zusatzversicherung.
Entwicklung Gebäudewasserversicherung

Anzahl Zusatzversicherungen AquaPlus

Schäden Gebäudewasserversicherung: Leitungsschäden weiterhin Hauptursache
Die Leitungsschäden sind leider wie im Vorjahr der Spitzenreiter bei den Schadenursachen. Sie machen mit CHF 19.6 Mio. beziehungsweise 50 Prozent (2023: 60 %) die Hälfte der Gesamtschadensumme aus. Die verhältnismässige Reduktion geht darauf zurück, dass im Berichtsjahr aufgrund von Starkregen die Schäden aus Rückstau aus der Kanalisation und Ansteigen von Grundwasser stark zugenommen haben. So wurden im Berichtsjahr 527 (2023: 342) Schäden durch Rückstau aus der Kanalisation mit einer Schadensumme von CHF 3.6 Mio. (2023: CHF 1.3 Mio.) und 251 (2023: 183) Schäden durch Ansteigen von Grundwasser mit einer Schadensumme von CHF 1.3 Mio. (2023: CHF 0.6 Mio.) gemeldet. Die gesamte Schadenbelastung durch Wasserschäden im Berichtsjahr betrug CHF 0.335 (2023: CHF 0.299) pro CHF 1’000.00 Versicherungssumme. Sie liegt damit nach wie vor über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre mit CHF 0.280 pro CHF 1’000.00 Versicherungssumme.
Gesamtschadensumme der Wasserschäden nach Ursache

Jahresschadensummen Wasserschäden 2005 - 2024 (in CHF)

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